Original und Fälschung
Bei der Synchronisation werden die Originalstimmen der Darsteller:innen durch fremde Sprechstimmen ausgetauscht. Aus technischer Sicht die schwierigste Übersetzungsmethode.
Einige Versuche mit diesem Verfahren wirken heute kurios. Bei den Aufnahmen zu Alfred Hitchcocks Blackmail (Erpressung, GB 1929) bewegt die Hauptdarstellerin Anny Ondra nur die Lippen…
… während die außerhalb des Bildrahmens platzierte englische Darstellerin Joan Berry den Text einspricht. Das Englisch der tschechisch-österreichischen Schauspielerin Anny Ondra genügt den Ansprüchen des Regisseurs nicht.
Diese Art der Live-Perfomance bleibt jedoch die Ausnahme. Bald synchronisieren professionelle Sprecher:innen Filme. Sie sprechen die Dialoge nachträglich im Tonstudio ein.
Auch wenn in den ersten Jahren die Synchronisation alles andere als makellos ist – der Ton klingt dumpf, Lippensynchronität ist aus technischen Gründen kaum zu erreichen –, sehen Kritiker:innen in dem neuen technischen Verfahren bereits die Zukunft des Films.
Es ist so, als wäre man Zeuge eines Wunders geworden. […] Das Wunder ist, daß sie alle auf einmal deutsch sprechen. So als sei es ihre Muttersprache.
Film-Kurier, 2.10.1929
Die Synchronisation verspricht, die Export-Probleme zu lösen, die der Tonfilm selbst geschaffen hat.
Es handelt sich um ein Hilfsmittel des Filmes das vielleicht imstande ist, dem Sprechfilm, ob er nun hier oder in Europa hergestellt wird, die Brücke zum internationalen Markt zu bauen.
Film-Kurier, 2.10.1929
Mitte der 1930er-Jahre sind auch die technischen Hürden überwunden. Die Synchronisation setzt sich in Deutschland und anderen großen Sprachräumen durch.