Eigenständige Sprachfassungen
In Europa und den USA betreiben einige Studios einen Riesenaufwand, indem sie ihre Produktionen in mehreren Sprachen drehen: sogenannte Mehrsprachenversionen. Jede Fassung ist ein eigenständiger Film mit eigenen Dialogen, eigenen Einstellungen und – gar nicht selten – eigenen Darsteller:innen.
Trotz immenser Kosten entstehen die sogenannten Mehrsprachversionen in großer Zahl. Anfang der 1930er Jahre werden 40 Prozent aller deutschen Produktionen als Mehrsprachenversionen realisiert.
Heute sind nur noch wenige Mehrsprachenversionen erhalten. Dabei werden sogar von zwei der berühmtesten deutschen Tonfilmklassiker – Der blaue Engel und M – eine Stadt sucht einen Mörder (beide 1930) – fremdsprachige Versionen für den Export hergestellt.
Die 3-Groschen-Oper
Auch Die 3-Groschen-Oper und sein französisches Gegenstück L’Opéra de quat’sous drehen Regisseur G. W. Pabst und Kameramann Fritz Arno Wagner 1930 am selben Set in Berlin. Abwechselnd filmen sie Szene für Szene erst in der einen, dann in der anderen Sprache.
Der Vergleich beider Sprachversionen bringt Unterschiede in der Inszenierung ans Licht. G. W. Pabst nutzt das Verfahren, um den Filmstoff an den jeweiligen Markt anzupassen, und trägt so den abweichenden Sehgewohnheiten in beiden Ländern Rechnung.
Das Publikum nimmt die Mehrsprachenversionen sehr gut an. Trotzdem verschwinden sie schon nach wenigen Jahren fast vollständig vom Markt. Ein Grund sind die hohen Produktionskosten, ein anderer der heraufziehende Nationalismus, der auch vor der Filmpolitik nicht Halt macht.