Filter

Themen

Zeiten

Filmische Formen

Abspann

Meister der Reklame
  1. 001 Lebende Plakate
  2. 002 Werbung aus der Trickkiste
  3. 003 Werbefilm und Avantgarde

Autorin

  • Sarina Lacaf

Filme

  • Die Korsett-Anprobe (D 1910, R: Julius Pinschewer)
  • Die Suppe (D 1911, R: Julius Pinschewer)
  • Tanz der Flaschen (D 1912, R: Julius Pinschewer)
  • Kipho (alt. Film, D 1925, R: Julius Pinschewer, Guido Seeber)
  • Im Filmatelier (D 1927, R: Julius Pinschewer)
  • Der Sieger (D 1922, R: Walter Ruttmann)
  • Die Barcarole (D 1924, R: Lotte Reiniger)
  • Berlin-Sinfonie der Großstadt (D 1927, R: Walther Ruttmann)
  • Der Mann mit der Kamera (UdSSR 1929, R: Dziga Vertov)

Bücher

  • Pauli, Fritz: Rhythmus und Resonanz als ökonomisches Prinzip in der Reklame. Verlag des Verbandes Deutscher Reklamefachleute – Kommissionsverlag Oskar Enoch, 1926

Bildquelle

Soweit nicht anders angegeben:
Haus des Dokumentarfilms

Menu

  • Startseite
  • Themen
  • Alle Quizze
  • Filmwissen-App
  • About
  • Credits
  • Content Note
  • Impressum
  • Datenschutz
Filmwissen Online Ein interaktiver Spaziergang durch die Welt des Films
Logo Haus Des Dokumentarfilms Black 002

proudly presents

Meister der Reklame
Werbefilmpionier Julius Pinschewer
03
Meister der Reklame
03

Werbefilm und Avantgarde

In den 1920er-Jahren boomt das Kino – und mit ihm der Werbefilm. Bis in die Mitte des Jahrzehnts beherrscht Julius Pinschewer den deutschen Markt beinahe konkurrenzlos. Seine Filme gehen über schlichte Produktreklame weit hinaus.


Einige Schlüsselfiguren der deutschen Film-Avantgarde setzen bei Pinschewer ihre ersten Experimente um. Die Reklame bietet nicht nur sichere Finanzierung und ein breites Publikum. Im kurzen, als banal geltenden Format kann nach Belieben ausprobiert werden.

Quelle: absolutmedien
Quelle: absolutmedien
Quelle: absolutmedien

Filmstills aus Der Sieger (D 1922, R: Walter Ruttmann)

Walter Ruttmann verwirklicht seine Vorstellung des Absoluten Films in der Werbung. Der Sieger (D 1922), sein Werbefilm für die Reifen der Firma Excelsior, ist ein abstraktes Spiel mit graphischen Formen.


Lotte Reiniger erprobt ihre Scherenschnitt-Technik in Silhouetten-Werbefilmen wie Die Barcarole (D 1924) – für die Mauxion-Schokolade der Firma Stollwerck.

Quelle: Deutsche Kinemathek
Quelle: Deutsche Kinemathek
Quelle: Deutsche Kinemathek

Filmstills aus Die Barcarole (D 1924, R: Lotte Reiniger)

Mit Kipho (D 1925), einem Werbefilm für die gleichnamige Kino- und Photo-Ausstellung, erschafft Pinschewer gemeinsam mit dem Kameramann und Trickspezialisten Guido Seeber ein Glanzstück der avantgardistischen Filmkunst.

Kipho (alt. Film, D 1925, R: Julius Pinschewer, Guido Seeber)

Kurbeln, Spinnräder, Filmrollen – Kipho montiert Motive aus der Film- und Fotoproduktion in gleichförmigen Kreisbewegungen ineinander. Der Filmschnitt zielt auf eine beinahe musikalische Komposition statt auf narrative Anordnung. Der rasante, mechanische Rhythmus des Films erinnert an maschinelle Fabrikarbeit. Methode trifft message: Die deutsche Film- und Fotoproduktion erscheint als florierender Industriezweig.


Damit fügt sich Kipho nicht nur in die modernen Kunstbewegungen, Neue Sachlichkeit, Futurismus und Dadaismus, ein. Die zeitgenössische Werbepsychologie geht davon aus, dass eine stark rhythmisierte Gestaltung einen besonderen Effekt auf die Konsument:innen hat.

Rhythmus & Reklame
Buchcover von Fritz Paulis "Rhythmus und Resonanz in als ökonomisches Prinzip"
Rhythmus und Resonanz als ökonomisches Prinzip in der Reklame, 1926

In seiner viel beachteten Studie Rhythmus und Resonanz als ökonomisches Prinzip in der Reklame von 1926 vertritt Fritz Pauli, der Vertreter einer Hamburger Gummifabrik, die Auffassung, Rhythmus sei eines der wirksamsten Mittel, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen zu lenken.

Fritz Pauli Rhthmus Schema 2

Pauli untermauert seine Thesen mit anschaulichen Grafiken.

Kameratricks

Alle Spezialeffekte in Kipho sind reine Kameratricks. Sie werden also direkt bei der Aufnahme erzeugt. Besonders spektakulär sind die komplexen Collagen, die Guido Seeber mittels Mehrfachbelichtung erschafft. Die mehrteiligen Split-Screens bestehen aus bis zu sieben Elementen – eine filmische Antwort auf die in der bildenden Kunst populäre Collage und Fotomontage.

John Heartfield Universal City PinschewerQuelle: The Heartfield Comunity of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Collage von John Heartfield und George Grosz, 1919
Seebers Schema Bildteilung PinschewerQuelle: Deutsche Kinemathek
Schema zur dreifachen Bildteilung von Guido Seeber, 1925

Beeinflusst von den Experimenten der sowjetischen Avantgarde, weist Kipho so deutliche Ähnlichkeit mit zwei Klassikern des Dokumentarfilms auf, die in den Folgejahren entstehen werden. Die Werbung ist künstlerisch ganz am Puls der Zeit.

Quelle: Deutsche Kinemathek
Kipho (D 1925)
Quelle: Deutsche Kinemathek
Kipho (D 1925)
Quelle: Filmstill
Berlin-Sinfonie der Großstadt (D 1927)
Quelle: BFI
Der Mann mit der Kamera (UdSSR 1929)

Werbung im Exil

Julius Pinschewer emigriert 1933 in die Schweiz. In Deutschland wird sein Privat- und Firmenbesitz von Nazis beschlagnahmt. Erst ab den 1950er-Jahren erfährt Pinschwers Pionierleistung internationale Anerkennung.

Quelle: absolutmedien
Quelle: absolutmedien
Zeichner:innen arbeiten in Pinschewers Werbefilm-Atelier an einem Zeichentrickfilm, Bern 1937

Während seine künstlerische Reputation wächst, wird seine wirtschaftliche Lage jedoch immer prekärer. Pinschewer, einst Avantgarde, verliert den Anschluss. Im März 1961 stirbt Julius Pinschewer, inzwischen verarmt, in Bern.


  • 01
  • 02
  • 03
  • ...

Mehr zum Thema?

Lola Kreutzberg

Weltenbummlerin mit Kamera

Ein Blick in die Welt

Reise- und Expeditionsfilm

Was weißt Du über Dokfilm?

Ein Filmwissen-Quiz

Authentisch, wirklich, wahr?

Erzählformen im Dokumentarfilm