Filter

Themen

Zeiten

Filmische Formen

Abspann

„Wildwest“ made in Germany
  1. 001 Die Vorgeschichte
  2. 002 Deutschlands „wilder Westen“
  3. 003 „Wildwest“ mit Anspruch

Autor

  • Jörn Hetebrügge

Filme

  • Le Railway de la Mort (Der Todeszug, F 1912, R: Jean Durand)
  • Erblich belastet? (D 1913, R: Harry Piel)
  • Der schwarze Jack (D 1918, R: Fred Stranz)
  • Bull Arizona, Der Wüstenadler (D 1919, R Phil Jutzi und Horst Krahé)
  • Höher als die Wolken (Sky High, USA 1922, R: Lynn Reynolds)
  • Die Eisenbahnräuber (D 1920, R: Fred Stranz)
  • Die Rache im Goldtal (D 1919, R: Alfred Paster)
  • Lederstrumpfs Abenteuer. 1. Teil: Wildtöter und Chingachgook (D 1920, R: Arthur Wellin
  • Lederstrumpf. 2. Teil: Der letzte Mohikaner (D 1920, R: Arthur Wellin)
  • The Birth of a Nation (Die Geburt einer Nation, USA 1915, R: David Wark Griffith)
  • The Lone Ranger (Lone Ranger, USA 2013, R: Gore Verbinski)
  • Der Schatz im Silbersee (BRD/YU/FR 1962, R: Harald Reinl)

Literatur

  • Bernd Kiefer, Norbert Grob (Hrsg.): Filmgenres. Western. Philipp Reclam jr. Stuttgart 2003.
  • Europa im Sattel. Western zwischen Sibirien und Atlantik. Ein CineGraph Buch. edition text + kritik. München 2012.
  • Olaf Brill, Johannes Roschlau (Red.): Europas Prärien und Cañons. Western zwischen Sibirien und Atlantik. Katalog zum cinefest – VIII. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes. Hamburg: CineGraph/Bundesarchiv 2011.

Menu

  • Startseite
  • Alle Module
  • Quizze
  • Themen
  • Materialien
  • Filmwissen-App
  • About
  • Credits
  • Content Note
  • Impressum
  • Datenschutz
Filmwissen Online Ein interaktiver Spaziergang durch die Welt des Films

proudly presents

„Wildwest“ made in Germany
Deutsche Stummfilm-Western
03
„Wildwest“ made in Germany
03

„Wildwest“ mit Anspruch

Ehrgeizigere Ziele als die „Wildwest“-Enthusiast:innen an Isar und Neckar verfolgt man derweil an der Spree. Mit dem Zweiteiler Lederstrumpf wagt sich die Berliner Luna-Film 1920 an einen Western für das große Publikum.


Vorlage für die zwei Filme sind James Fenimore Coopers auch in Deutschland vielgelesene Abenteuerromane Der Wildtöter und Der letzte Mohikaner.

Western Lederstrumpf Wikicommons Cover Der Wildtoeter Franz 001Quelle: Wikimedia | Public Domain
Der Wildtöter (1841)
Western Lederstrumpf Wikicommons Cover Der Letzte Mohikaner 002Quelle: Wikimedia | Public Domain
Der letzte Mohikaner (1826)

Nicht nur der Stoff verrät die Ambitionen: Statt auf Laien setzt Produzent und Regisseur Arthur Wellin auf professionelle Schauspieler:innen. Die Ausstattung wirkt historisch akkurat. Und auch die Drehorte im Umland von Berlin sind sorgfältig gewählt.

Western Cinegraph Lederstrumpf Kanu Joern 1
Genreuntypisch: Lederstrumpf (D 1920, R: Arthur Wellin) spielt vor der Unabhängigkeit der USA im Jahr 1776 in den wald- und seenreichen Ostküstenkolonien.

Akkurate Kostüme

Mit seinen aufwendigen Bauten und Massenszenen erinnert Lederstrumpf fast an einen Historienfilm – für das Genre ist das deutsche Kino damals international berühmt.

Western Lederstrumpf Ueberfall 02
Western Lederstrumpf Ueberfall 03 2

An den Massenszenen wirken zahlreiche Statist:innen in historisch stimmigen Kostümen mit

Die Produzenten zielen offenbar auch auf ein bürgerliches Publikum, das das Kino noch oft als zwielichtige Vergnügung ablehnt.

Szenen im und um das eigens vor den Toren Berlin errichtete Fort

Stereotype Figuren

Alle Figuren, die Native Americans darstellen sollen, sind in Lederstrumpf mit Weißen besetzt. Bela Lugosi, der später in Hollywood als Dracula-Darsteller berühmt wird, verkörpert Chingachgook mit stoischer Würde.

Redfacing

People of Color waren lange Zeit in Hollywood und in der europäischen Filmindustrie kaum präsent. Und nicht nur das: Die vorwiegend von Weißen für ein weißes Publikum produzierten Filme bedienten und prägten auch in erheblichem Maß rassistische Vorstellungen.

Besonders berüchtigt ist in diesem Zusammenhang das sogenannte Blackfacing. So wird die Praxis bezeichnet, weiße Schauspieler:innen mit dunkel geschminktem Gesicht Schwarze Personen spielen zu lassen. Häufig geschah (und geschieht) dies in herabwürdigender Absicht – ein bekanntes Beispiel dafür ist David Wark Griffith‘ Epos The Birth of a Nation (USA 1915). Aber auch Yellowfacing war für die Darstellung etwa von Menschen aus China über viele Jahrzehnte gängig.

Aufgrund der Popularität des Westerngenres wurde wohl am häufigsten Redfacing praktiziert. Dass dies noch immer vergleichsweise wenig problematisiert wird, liegt vermutlich auch daran, dass Auftritte weißer Schauspieler:innen als Native Americans oft das „positiv“-rassistische Klischee des „edlen Wilden“ bedienen – die bundesdeutschen Karl-May-Filme mit dem weißen Pierre Brice in der Rolle des Apachen Winnetou sind bekannte Beispiele dafür. Dass Redfacing kein Phänomen vergangener Tage ist, beweist Lone Ranger (USA 2013, R: Gore Verbinski), in dem Johnny Depp einen Native American spielt.

Lederstrumpf Imdb Der Letzte Der Mohikaner 1920Quelle: IMDb / Robert Heymann
Filmplakat Lederstrumpf 2. Teil: Der Letzte der Mohikaner

Native Americans werden in dem Film zumeist als grausam dargestellt. Chingachgook, der Freund des Titelhelden, entspricht dagegen dem kaum weniger problematischen Klischeebild des „edlen Wilden“.

Western ChingachgookQuelle: ddpimages / Courtesy Everett Collection
Stereotyp
Bela Lugosi
Emil Mamelok
Margot Sokolowska
Berliner Buchen

Wah-ta-Wah, Chingachgook und Lederstrumpf in Lederstrumpf

Anders als die deutschen Low-Budget-Western wird Lederstrumpf wohlwollend aufgenommen: Die Kritik lobt das Szenenbild als glaubwürdig. Der Zweiteiler startet sogar in den USA.

Western Lederstrumpf Wikicommons Sowjetische BriefmarkenausgabeQuelle: Wikimedia / USSR Post
Coopers Buchvorlage wird bis heute international gewürdigt. Sowjetische Briefmarken zu Ehren seines 200. Geburtstags, 1989.

Als 1920 der Einfuhrstopp für US-Filme aufgehoben wird, versiegt die hiesige „Wildwest“-Filmwelle angesichts der Hollywood-Konkurrenz. Die Deutschen wollen offenbar lieber wieder „echte“ Western sehen.

Kalter Kinokrieg

In den 1960er-Jahren brandet in Deutschland noch einmal eine „Wildwest“-Filmwelle auf. Der Kassenhit Der Schatz im Silbersee (BRD/YU/FR 1962) führt in der Bundesrepublik zu einer Flut märchenhaft-naiver Karl-May-Verfilmungen. Das DDR-Kino antwortet wenig später mit US-kritischen sogenannten „DEFA-Indianerfilmen“.

Western Alamy Pierre Brice WinnetouQuelle: AA Film Archive / Alamy Stock Foto
Pierre Brice als Winnetou, 1962
Western Chingachgook Die Grosse Schlange Defa StiftungQuelle: ©DEFA-Stiftung / Waltraut Pathenheimer
Gojko Mitic als Chingachgook, 1967

Einig sind sich die deutschen Ost-West-Western in der stereotypen Darstellung ihrer Held:innen als „edle Wilde“ – und darin, sie von weißen Stars spielen zu lassen.


  • 01
  • 02
  • 03
  • ...

Mehr zum Thema?

Wild, Wild West

Stereotype & Konventionen im Western-Genre

Der Mann ohne Nerven

Harry Piel, ein deutscher Action-Star

Was weißt Du über Western?

Ein Filmwissen-Quiz

Lotte Reiniger

Pionierin der Silhouetten-Filmkunst