Western gehörten jahrzehntelang zu den beliebtesten Attraktionen des Kinos. Heute werden zwar kaum noch „Wildwest“-Filme gedreht. Trotzdem sind die Mythen des Genres immer noch lebendig. Aber was macht den klassischen Western eigentlich aus?
Go West!
Der Western erzählt in populärer Form vom Gründungsmythos der USA: Von der Erschließung des „Westens“ aus Sicht der europäischen Siedler:innen.
Die Kernzeit, in der die actionreichen Geschichten angesiedelt sind, umspannt die Jahre von 1860 bis 1900. In diese Epoche fielen die Kriege der US-Regierung gegen die in den Great Plains lebenden Native Americans, der US-amerikanische Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten sowie der Bau der transkontinentalen Eisenbahn.
Zugleich rückte die Frontier unaufhaltsam nach Westen: Das symbolbeladene Grenzland ist der zentrale Handlungsort des Western. Hier verhandelt das Genre Konflikte von allgemeinerer Bedeutung, wie die zwischen scheinbar „ungezähmter Natur“ und „Zivilisation“ oder Freiheit und Gemeinschaft.
Als weiße Europäer:innen Nordamerika kolonisierten, lebte dort bereits eine Vielzahl an Gemeinschaften mit zahllosen Sprachen und Kulturen. Keine nannte sich selbst „Indianer:innen“. Dieser Begriff ist eine Fremd- und Sammelbezeichnung und geht zurück auf Christoph Kolumbus, der – auf seiner Suche nach einem Seeweg nach Asien – Amerika „entdeckte“ und zunächst glaubte, in Indien gelandet zu sein.
Dass die Bezeichnung „Indianer:innen“ für die Bewohner:innen Nordamerikas wie Lakota, Navajo oder Apachen Verbreitung fand, erklärt sich letztlich mit dem Herrschaftsanspruch der Neuankömmlinge aus Europa. Sie sahen sich als kulturell überlegen an und betrieben eine rassistische Praxis der Gleichmacherei, die schlicht die Vielfalt der lokalen Gruppen ignorierte.
Vor dem Hintergrund der brutalen Unterdrückung der unterschiedlichen Kulturen und einer fortbestehenden Diskriminierung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten unter den Betroffenen die Ablehnung der Fremdbezeichnung verstärkt. Als diskriminierungssensiblere Alternativen werden inzwischen deshalb Native Americans oder Indigenous verwendet – oder natürlich die verschiedenen Selbstbezeichnungen der Gruppen. Der Begriff „indigen“, der auch häufig benutzt wird, kommt vom lateinischen Wort indigena und bedeutet übersetzt „eingeboren“. Aufgrund seines kolonialen Beiklangs wird dieser Begriff heute ebenfalls kritisch diskutiert.
Charakteristisch für die Frontier ist der Zustand der Gesetzlosigkeit: Die Gesetze der Kultur der Native Americans sind bereits zerstört, die der Weißen noch nicht etabliert. Dass der Western die Kolonisierung Nordamerikas aus euroamerikanischem Blickwinkel zeigt, verrät schon der Name des Genres. Die Zurückdrängung und gezielte Vernichtung der Native Americans problematisiert zumindest der klassische Western nicht.
Die Pionierstadt
Einer der wichtigsten Schauplätze des Genres ist neben der weiten Prärie die Pionierstadt: Sie ist der Grenzort, an dem die „Zivilisation“ der Weißen zuerst Gestalt gewinnt und sich gegenüber der Gesetzlosigkeit der Frontier behaupten muss.
Quelle: ddpimages / 20th Century Fox Film Corp. All rights reserved.
Autos? Fehlanzeige!
Die Straße
Auf Sand gebaut
Der Saloon
Pionierstadt im Western
Stereotypen
Typisch für den Western ist das überschaubare Repertoire an schablonenhaften Figuren, die spannungsreiche Gegensatzpaare bilden.
Auch die dramatischen Höhepunkte variieren in der Regel typische Situationen.
Quelle: ddpimages / Courtesy Everett CollectionDuel In The Sun (USA 1946) Quelle: FilmstillStagecoach (USA 1939)Quelle: United Archives GmbH / Alamy Stock FotoThe Naked Spur (USA 1953)Quelle: AF archive / Alamy Stock PhotoRide A Crooked Trail (USA 1958)