Kunstgewerbe oder Avantgarde?
Lotte Reinigers Scherenschnittfilme beruhen auf Licht, Schatten und Bewegung und damit auf den Grundelementen des Avantgardefilms der 1920er-Jahre. Sie lebt in einer aufregenden Zeit.
Neue Ausdrucksweisen
In der frühen Weimarer Republik wird das Kino zur Kunstform. Expressionistische Filme tragen dazu bei. Daneben gibt es aber auch Komödien, Krimis, Liebesgeschichten, Horror und experimentelle Filme.
Ob am Theater, in der Malerei, in der Architektur oder beim Film: In den 1920ern probieren Künstler:innen neue Ausdrucks- und Erzählweisen aus.
Absolute Abstraktion
Während der expressionistische Film mit starken Kontrasten, kühnen Blickwinkeln und ausdrucksstarkem Schauspiel arbeitet, schaffen Walter Ruttmann, Hans Richter oder Oskar Fischinger mit ihren abstrakten Form- und Farbspielen den sogenannten Absoluten Film, der vollständig auf eine Erzählung verzichtet.
Auch in Lotte Reinigers Silhouetten-Filmen – vor allem in Die Abenteuer des Prinzen Achmed – finden sich Einflüsse des absoluten und abstrakten Films.
Kritik & Kollaborateur:innen
Diskutiert wird jedoch auch, wie fortschrittlich ihre Arbeiten wirklich sind. Während der Filmtheoretiker Siegfried Krakauer ihre Arbeit als „kunstgewerblich“ abtut, schätzen andere Lotte Reinigers besondere Art der Film- und Animationskunst, die sie maßgeblich – ästhetisch wie technisch – weiterentwickelt .
Als junge Frau arbeitet sie mit zahlreichen Kulturschaffenden zusammen, wie den Filmemachern Walter Ruttmann, Fritz Lang, Jean Renoir oder dem Dramatiker Bertolt Brecht. Die Künstler Paul Klee und Laszló Moholy-Nagy bewundern ihre Arbeit.