Ein Film entsteht
„Animare“, das ist Latein, und bedeutet so viel wie beseelen, zum Leben erwecken. Nichts Anderes tut man beim Trick- und Animationsfilm. Eine ausgeschnittene Figur, ein Stück Knete, eine Büroklammer – will man einen Gegenstand in Bewegung bringen, braucht man eine fest montierte Kamera und sehr viel Geduld.
Ohne Geduld, kein Trickfilm
Grundlage von Reinigers Animationen ist die sogenannte Stop-Motion-Technik. Soll eine Figur animiert werden, fotografiert man sie, verändert ihre Position millimeterweise, macht wieder eine Aufnahme und so weiter, und so fort.
Spielt man die Bilder hintereinander ab, entsteht der Eindruck einer kontinuierlichen Bewegung. 24 Bilder ergeben eine Sekunde, 1.440 Bilder eine Minute, 86.400 Bilder in der Regel eine Stunde.
Lotte Reinigers Filme entstehen nach dem Prinzip des Legetricks, bei dem zweidimensionale Figuren und Formen auf einer Fläche liegend animiert und von oben fotografiert werden.
Alles ist genau geplant. Für jeden Film entwirft Lotte Reiniger Storyboards, Figuren, Hintergründe und Kulissen. Sie ist Drehbuchautorin, Charakterdesignerin, Regisseurin, Zeichnerin, Animatorin und Cutterin zugleich. Und: Alles ist von Hand gemacht. Digitale Aufnahmetechniken gibt es zu Reinigers Lebzeiten nicht.
Der Tricktisch
Ihre ersten Filme fotografiert Lotte Reiniger an einem sehr einfachen Konstrukt. Im Prinzip nichts weiter als ein Küchentisch mit einer Auslassung in der Mitte und einer Kamera darüber.
Für die Arbeit an Die Abenteuer des Prinzen Achmed entwickelt sie mit ihrem Ehemann Carl Koch eine Konstruktion, bei dem sich Figuren und Hintergründe – auf mehrere Ebenen verteilt – gegeneinander verschieben lassen: die erste Multiplankamera.