Die erste Fotografie
In ihren Anfängen ist die Fotografie ein Problem der richtigen Chemie: Durch die Camera obscura hat man die Welt im Kasten, doch wie lässt sich das flüchtige Bild erhalten?
Der französische Erfinder Joseph Nicéphore Niépce widmet sein Leben dem Ziel, die Bilder, die eine Kamera einfängt, chemisch zu fixieren. Bisher ist es allenfalls üblich die Bilder von einer Mattscheibe abzuzeichnen.
Niépces Experimente mit Silberchloridpapier scheitern. Zwar gelingt es ihm im Jahr 1816 ein flüchtiges Negativ zu belichten, es wird im Licht jedoch binnen kürzester Zeit pechschwarz.
Vergeblich sucht der Erfinder nach einer Säure, mit der er das Bild auf eine Metallplatte ätzen kann. Ein Holzweg: Ein solcher Stoff wird bis heute nicht gefunden.
Der Durchbruch gelingt Niépce erst 10 Jahre später: Mit einer Mischung aus Asphalt und Lavendelöl, aufgebracht auf eine Metallplatte, hält er 1826 erstmals ein Bild fest.
Die erste erhaltene Fotografie trägt den Namen Point de vue du Gras und zeigt den Blick aus seinem Arbeitszimmer. Sie ist unscharf und entspricht auch sonst nicht unseren heutigen Erwartungen an eine Fotografie.
Niépce nennt seine Erfindung Héliographie – ein Bild, von der Sonne gezeichnet.
Der Fünf-Tage-Moment
Die heutige Vorstellung, Fotos auf Instagram zu posten, in der Familie herumzureichen oder in ein Fotoalbum zu kleben, ist dem Erfinder fremd. Niépces zielt auf die Herstellung von Druckplatten für Bücher und den neu aufkommenden Zeitungsmarkt.
Dafür scheut er keine Mühen: Die Belichtungszeit eines Bildes beträgt nicht, wie lange geglaubt, etwa acht Stunden, sondern volle fünf Tage. Bis zum Foto-Schnappschuss als Freizeithobby ist es noch ein weiter Weg.
Nicéphore (der Siegreiche) Niépce ist zwar ein umtriebiger Erfinder, aber ein schlechter Geschäftsmann.
Seine Existenz als Privatgelehrter kann er sich kaum mehr leisten. Vor allem die Chemikalien für seine Héliographien sind teuer.
Zur Weiterentwicklung seiner Erfindung holt sich Niépce Unterstützung.