Ton ab!
Bis Ende der 1920er Jahre gibt es keine technische Möglichkeit, Ton synchron – also zeitgleich – zum Bild abzuspielen. Dennoch waren Stummfilm-Vorführungen keineswegs stumm.
Nicht nur der Projektor rattert hinter den Sitzreihen. Weil es keine festen Anfangszeiten gibt, herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Allein um diese Unruhe zu übertönen, werden die Filmprogramme musikalisch untermalt.
Auf verschiedene Arten wird versucht, die Tonlosigkeit der Bilder live im Vorführsaal zu überwinden.
Ein Stummfilm klingt bei jeder Aufführung anders. Um die Vorführungen einander anzugleichen, legen die Produktionsfirmen den Filmkopien Cue-Sheets bei: Stichwortzettel, die vermerken, welche Musik wann gespielt werden soll. Bevorzugt wird dabei auf Schlager und Operetten-Hits zurückgegriffen.
Die Versuche Musik und Geräusche synchron, also deckungsgleich mit der Handlung einzuspielen, muten mitunter absurd an: Noten werden in den Film kopiert (die auch die Zuschauer:innen lesen können); Filmvorführer:innen geben (störende) Lichtsignale an die Dirigent:innen, der Taktschlag wird mit der Projektion synchronisiert.
Das Ende der Live-Vertonung
Das Lichttonverfahren bringt schließlich Bild und Ton zusammen auf die Leinwand. Und besiegelt das Ende der Live-Beschallung: Der Tonfilm verdrängt den Stummfilm – und mit ihm die Musiker:innen aus den Kinosälen…